Welche Ursachen hat eine Leukozytopenie (Leukopenie)?
Das Wort Leukozytopenie (Kurzform Leukopenie) kommt aus dem Altgriechischen und heißt übersetzt "Mangel an weißen Blutzellen". Die Ursache einer Leukopenie kann dabei sehr unterschiedlich sein. Die weißen Blutkörperchen sind in unserem Körper besonders für die Abwehr von Infektionen zuständig. Sie können eingedrungene Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren erkennen und diese unschädlich machen. Bei einer Leukozytopenie besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, da das Abwehrsystem durch zu wenig Leukozyten geschwächt ist.
Während der Chemo- oder Strahlentherapie können neben den Krebszellen auch teilungsfähige Stammzellen des Knochenmarks zerstört werden. Weniger Stammzellen führen zu einer reduzierten Produktion an weißen Blutkörperchen, wodurch sich zu wenig Leukozyten im Körper befinden und eine Leukopenie entsteht. Krebspatienten sind auf Grund der stark wirksamen Therapien daher oftmals von einer Leukopenie betroffen.
Wichtig zu wissen!
Der Leukozyten-Normwert liegt bei einem gesunden Menschen zwischen 4.000 und 11.000 Leukozyten pro Mikroliter (µl). Nach der Chemotherapie können die Leukozyten vom Normwert auf Werte von bis zu 100 Zellen pro μl abfallen. Da Patienten während der Chemotherapie häufig zu wenig weiße Blutkörperchen aufweisen, wird der Leukozyten-Wert während der Therapie regelmäßig überprüft.
Der Abfall der Leukozyten lässt sich im Rahmen einer Chemotherapie leider schwer beeinflussen. Ob und inwiefern sich zu wenig weiße Blutkörperchen im Kreislauf befinden, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und hängt von der durchgeführten Behandlung ab.
Welche Symptome deuten auf eine Leukozytopenie hin?
Weisen Betroffene zu wenig Leukozyten auf, spüren sie normalerweise zunächst nichts. Es können allerdings allgemeine Symptome wie
- Müdigkeit,
- Leistungsminderung und
- Appetitlosigkeit
auftreten. Sie sollten unverzüglich Ihren Arzt kontaktieren, wenn Sie folgende Infektionssymptome beobachten:
- Fieber: Die Körpertemperatur steigt auf über 38 Grad Celsius
- Husten, Schleimproduktion: Sie sind kurzatmig oder haben Schmerzen beim Atmen
- wunde, offene und geschwollene Stellen oder weiße Bläschen im Mund
- Schmerzen und/oder Brennen beim Wasserlassen
- Eiter oder Ausfluss bei einer Verletzung
- geschwollene, gerötete oder schmerzende Hautstellen
- Veränderung des Stuhls (Blut im Stuhl, Durchfall, Verstopfung)
- Rötungen, Schmerzen oder Schwellungen am Venenzugang (zum Beispiel Hickman-Katheter, etc.)
- allgemeines Krankheitsgefühl (auch ohne Fieber)
Da das Abwehrsystem bei Patienten mit zu wenig weißen Blutkörperchen geschwächt ist, können Krankheitserreger leichter in den Körper eindringen und sich ausbreiten. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Sie Anzeichen und Symptome einer Infektion früh erkennen und einen Arzt aufsuchen.
Was sind sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen?
Um Infektionen als Folge von zu wenig Leukozyten zu verhindern, gibt es eine Reihe an wirksamen Vorsichtsmaßnahmen:
- Waschen Sie regelmäßig Ihre Hände mit Seife (mindestens 20 Sekunden), besonders vor dem Essen und nach dem Stuhlgang. Falls das Händewaschen nicht möglich ist (unterwegs), kann ein Handdesinfektionsmittel verwendet werden (beispielsweise Sterillium® oder Desmanol®).
- Vermeiden Sie scharfe Rasierer. Benutzen Sie lieber Elektrorasierer oder Enthaarungscreme.
- Halten Sie Finger- und Fußnägel kurz und sauber.
- Frauen sollten statt Tampons lieber Binden während der Menstruation verwenden.
- Vermeiden Sie vorübergehend während der Krebstherapie große Menschenansammlungen und den öffentlichen Nahverkehr zu Stoßzeiten.
- Tragen Sie im Zweifel einen Mundschutz (beispielsweise FFP-2-Mundschutz).
- Waschen Sie Ihr Geschirr und Ihre Wäsche regelmäßig bei höheren Temperaturen (mindestens 60 Grad Celsius), um Bakterien abzutöten.
- Verzichten Sie vorübergehend auf häufig keimbelastete Nahrungsmittel wie rohe Eier (beispielsweise Tiramisu), Produkte aus rohem Fleisch (beispielsweise Mett) oder auch aus roher Milch (besondere Vorsicht bei Edelschimmelkäse).
- Schützen Sie sich vor Verletzungen im Alltag (vermeiden Sie riskante Sportarten, tragen Sie Handschuhe beim Abwaschen und bei der Gartenarbeit, etc.).
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei einer Infektion in Folge einer Leukozytopenie wird der Arzt Ihnen eine passende, meist antibiotische Therapie verschreiben. Wenn sich zu wenig weiße Blutkörperchen im Kreislauf befinden, ist es außerdem manchmal notwenidig, die Chemotherapie niedriger zu dosieren oder die Zyklen zu verlängern. Hier muss die Situation allerdings individuell abgewogen werden, da unter Umständen der Erfolg der Behandlung negativ beeinflusst wird.
In bestimmten Fällen kann daher eine Behandlung mit Granulozyten-Wachstumsfaktoren, kurz G-CSF, sinnvoll sein. Dabei wird ein Mittel unter die Haut gespritzt, dass die Bildung der weißen Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Ob sich diese Behandlung für Sie eignet und möglich ist, entscheidet Ihr Arzt individuell.
Quellenangaben
- Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie: Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen. URL: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Supportivtherapie/LL_Supportiv_Langversion_1.3.pdf (22.04.2022).
- Krebsinformationsdienst: Chemotherapie-Medikamente: Wirkstoffe und Nebenwirkungen: Welche Zytostatika gegen Krebs gibt es? Was tun gegen Behandlungsfolgen? URL: www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/wachstumsfaktoren.php (22.04.2022).
- Universitätsklinikum Heidelberg: Patienteninformation der Apotheke für onkologische Patienten. URL: www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Patienten_Info/Patienenbroschueren/Onkologie/2015_Patienteninfo_Apotheke_Onkologie.pdf (22.04.2022).
- Deutsche Krebsgesellschaft: Bestandteile und Funktion des Blutes. URL: www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/bestandteile-und-funktion-des-blutes.html (22.04.2022).
- Universitätsklinikum Essen: Patienteninformation zur Chemotherapie. URL: www.uni-due.de/haematologie/Medien.PSD/Information-Chemotherapie.pdf (22.04.2022).
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